Shroud, der Detektiv, hat seit seiner Entstehung eine ganze Reihe von substanziellen Veränderungen erfahren. Wer unter Ihnen schriftstellerisch tätig ist, wird davon nicht überrascht sein, denn das ist das Los aller fiktiven Gestalten, die als Protagonist einen Roman tragen müssen. Es ist ein Prozess, der in aller Regel nicht stringent von A nach B verläuft. Vielmehr ist es so, dass die Figur bei B nicht stehen bleibt, sondern munter weiter nach C und D treibt, um dann einen Abstecher nach K zu machen und schließlich und endlich bei T zu landen - bis man als Autor meint, dass I doch angemessener ist.

Bei Shroud war das nicht anders, nur hat sich an der grundsätzlichen Ausrichtung des Charakters nicht viel geändert. Es sollte ein Privatdetektiv sein, ein Amerikaner, sehr jung an Jahren - Ende zwanzig - der seiner Heimat den Rücken kehrt, um in London zu leben und zu arbeiten. Die Entscheidung zum Beruf des Detektivs fußt nicht auf praktischen Erfahrungen, etwa als Polizist, nicht einmal auf vernünftigen Überlegungen - es ist vielmehr ein Bauchgefühl, das Shroud treibt, Ermittler zu werden. Schließlich hat er noch nichts wirklich gelernt, er ist intelligent und kann - wie die meisten Amerikaner - mit einer Schusswaffe umgehen. Darüber hinaus ist er Kampfsportler. Diese Qualifikationen erscheinen ihm ausreichend, den Beruf zu meistern.

Wie sehr er sich irrt, das soll schon der Titel des ersten Romans verdeutlichen: "Die Narrenouvertüre".

Shroud beginnt sein Berufsleben also auf einer so optimistischen wie naiven Basis und muss schnell lernen, dass die Realität für ihn sehr viel härter ist, als er jemals gedacht hätte ...

Das Sub-Genre des Privatdetektivs (Detective Fiction) innerhalb der Kriminalliteratur kennt viele Spielarten, es gibt den intellektuellen Typ, der Fälle vor allem mit geistiger Anstrengung löst, bis hin zu dem knallharten Schnüffler, der sich an einer Fährte festbeißt und auch vor Anwendung grober Gewalt nicht zurückschreckt. Prototyp des ersteren ist z.B. Sherlock Holmes von Arthur Conan Doyle , klassische Vertreter des letzteren sind vor allem Sam Spade von Dashiell Hammett und natürlich Philip Marlowe von Raymond Chandler. Neben vielen weiteren Typen gibt es auch Mischformen, die Liste ist länger, als hier aufgezählt werden kann.

Shroud gehört der Anlage nach definitiv zur Marlowe - Fraktion, die bekannt geworden ist unter der Bezeichnung "hard boiled", was soviel heißt wie ausgekochter, harter Hund. Trotzdem gibt es freilich signifikante Unterschiede - denn Shroud soll eben nicht einfach ein zweiter Marlowe sein!

Die Geschichten um Shroud präsentieren ein gerüttelt Maß an Härte und Brutalität - eben "hard boiled" - aber nicht um ihrer selbst willen. Gewalt im Kontext eines Krimis ist immanent, aber sie muss immer nachvollziehbar sein - oder eben so überzogen, dass sie überhaupt nicht mehr nachvollzogen werden kann, was dann wiederum die Aussage sein soll. Quintessenz der Gewaltdarstellung in meinen Texten - und das betrifft nicht nur die Detective Fiction - ist ihre Sinnlosigkeit.

Shroud wird in seinen Fällen mit unterschiedlichsten Sachverhalten konfrontiert, das reicht von simplen Ermittlungen wegen Verdachts auf Ehebruch und führt bis zu Kindesentführung und Morddelikten. Dabei ist der jeweilige Fall immer präsent, steht aber nicht im Vordergrund der Handlung.

Shroud - Geschichten sind keine "Whodunnit" - Krimis, in denen es hauptsächlich um die Lösung des Falles geht, wie z.B. es Agatha Christie in den Hercule - Poirot - Stories bis zum Exzess betrieben hat. Immer im Vordergrund meiner Erzählungen steht die charakterliche und psychologische Entwicklung meines Protagonisten: wie reagiert Shroud auf das, was ihm widerfährt? Wie verändert es ihn?

Weitere Aspekte, die zunehmend wichtiger werden in den Geschichten mit Shroud sind sozialkritische Elemente und eine gute Portion Ironie.

Gefragt nach literarischen Vorbildern, kann ich nur sagen, dass viele fiktive Polizisten und Privatermittler mich sicher beinflusst haben. Nennen möchte ich hier vor allem Kommissar Martin Beck in den Romanen von Maj Sjöwall und Per Wahlöö - ich nenne explizit die Romane, denn die Verfilmungen gefallen mir überwiegend nicht! - Brigadier Rinus de Gier in den Erzählungen von Janwillem van de Wetering und Pepe Carvalho von Manuel Vásquez Montálban, die ich alle mit großem Gewinn und Vergnügen gelesen habe.

Den größten Einfluss auf Shroud hatte und hat sicherlich aber ein anderer Privatdetektiv, und das ist eindeutig Spenser von Robert Brown Parker. Hier meine ich die exzellente Fernsehserie mit Robert Urich und Avery Brooks und die phänomenalen Romane, die jede für sich ganz eigene Akzente setzen. Einige Passagen in Shroud sind Verbeugungen vor Spenser und Robert B. Parker.

Ich stelle Ihnen im Folgenden längere Auszüge aus den ersten beiden Shroud - Romanen vor, wobei in Band zwei eine weitere Hauptfigur die Szene betritt: der japanische Yakuza Shiro Ryusaki, der Ihnen in vielen der Stories und den weiteren Romanen begegnen wird. Er ist eine Art Contrapart zu Shroud, ohne ein echter Antagonist zu sein. Das Verhältnis der beiden zueinander ist eine wie das von Spenser und Hawk von Robert B. Parker.

Momentan arbeite ich an Roman Nummer drei, Ein Meister aus Deutschland, in dem es unser Detektiv mit Neonazis zu tun bekommt. Außerdem erfahren Sie eine Menge aus seiner Jungend - und nicht nur daraus.

Ich wünsche Ihnen spannende Unterhaltung und viel Vergnügen beim Lesen!

Unter dem Button "Projekte" erfahren Sie einiges über die Zukunft des Ermittlers, denn weitere Romane sind in meinem Kopf schon fertig - sie müssen nur noch geschrieben werden ...

 


 

"Was the jouney cold, that gave you eyes of steel?"

 


 

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