Gedichte - Poesie im eigentlichen Sinn des Wortes - gehören zu der Literaturform, die oft entweder heiß geliebt oder leidenschaftlich gehasst wird. Lieben tun sie die, die ihren Rhythmus in ihren Herzen als Widerhall spüren, die die pure Schönheit vieler Verse einfach nur genießen können.

Gehasst werden Gedichte eigentlich nur von denen, die sie in der Schule oder im Studium rauf und runter, von links nach schräg und zurück nach quer zu interpretieren hatten. Dabei kann einem auch der letzte Sinn für ihre Schönheit abgehen.

Meine Einstellung dem Gedicht gegenüber war ein Prozess, ein Weg hin vom Hass hin zur Liebe. Auf der Schule, im Deutsch - Leistungskurs und später, während des Studiums der Neueren Deutschen Literatur standen mir die Reimschemata, Versmaße und bildhaften Ausdrücke vom Symbol über die Metapher bis zum Chiasmus dermaßen bis oben hin, dass ich mir nicht vorstellen konnte, diese Form der Literatur in den nächsten tausend Jahren freiwillig zu lesen - geschweige denn zu schreiben!

Auf der Uni hatte ich gerade ein Semester Poetologie hinter mir - das klingt genau so grausam wie es auch ist; Poetologie ist dasselbe "Absägeinstrument" wie anderswo die Mathematiksemester - und war heilfroh, die Klausur bestanden zu haben.

Da kam ein Kommilitone und fragte mich, ob ich Lust hätte, ein Seminar zu besuchen, das den Titel "Angst vor Literatur - Lyrik lesen" trug. Eigentlich hatte ich keine Lust dazu, nicht im Geringsten, aber der Studienkollege hat mich dann überredet - keinesfalls überzeugt! - mal mitzugehen.

Gewundert habe ich mich dann zunächst, dass die Veranstaltung nicht im Germanistischen Seminar, sondern im Institut für Kommunikationsforschung und Phonetik in der alten Sternwarte in Bonn stattfinden sollte. Wir sind also am Montagabend um zwanzig Uhr dort hin - und, Sie werden es ahnen - alles war ganz anders als gedacht oder gar befürchtet!

Eine Gruppe von um die zehn Studentinnen und Studenten aus allen Fachrichtungen saßen zusammen mit dem Leiter, einem Dozenten für Sprecherziehung, wir tranken Tee und aßen Gebäck, das dieser anbot und wir lasen uns gegenseitig Gedichte vor, die mitgebracht worden sind. Keine Diskussion, schon gar keine Interpretation folgte, wir ließen einfach nur die lyrischen Werke auf uns wirken. Es gab lediglich ein paar Anmerkungen des Dozenten aus Sicht der Sprecherziehung, und das war wirklich interessant.

Wir bestimmten, was vorgelesen wurde, und so folgte Ringelnatz auf Goethe oder Poe auf Schiller. Gerade diese Gegensätze waren oft ungeheuer reizvoll!

Was soll ich sagen, seit diesem Abend war ich regelmäßig dabei, wenn es hieß: "Angst vor Literatur? Lyrik lesen", so lange ich in Bonn war und noch oft danach ...

Das war aber nicht der eigentliche Grund, warum ich selber angefangen habe, Gedichte zu schreiben. Es musste noch etwas hinzukommen: Liebeskummer.

So einfach kann das manchmal sein, denn meinen Gedichten, die seit 1985 bis 1993 entstanden sind, liegen oft emotionale Krisen zugrunde. Diese Gedichte sind also sehr persönlich, und es hat eine Weile gedauert, bis ich sie anderen Menschen zugänglich gemacht habe.

Auch heute schreibe ich noch hin und wieder Gedichte, diese aber eher für bestimmte Anlässe, zuletzt für einen Geburtstag meiner Freundin - und dann sind es meistens Limericks, die ich sowohl formal als oft auch inhaltlich einfach nur köstlich finde!

Im Folgenden finden Sie also einige Beispiele aus meiner "poetischen Phase" dieser Jahre. Aus deren Muster fällt einzig die "Ballade vom Reiter in Grabsteinstadt" heraus, die Idee dazu war irgendwann plötzlich da und reizvoll genug, in mühseliger Arbeit umgesetzt zu werden.

Wie immer bin ich sehr gespannt auf Ihre Reaktionen - bitte schildern Sie mir Ihre Eindrücke über das Kontaktformular!

Gute Unterhaltung!

 


 

 

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